Von der neuen Kirche – Neunkirchen
” Ums Jahr 284 nach der Geburt Jesu Christi, als Diokletian römischer Kaiser war und die hiesige Gegend noch zum römischen Reiche gehörte, damals soll, so erzählt man, ein Einsiedler in hiesige Gegend gekommen sein und hier ein Ruheplätzchen gefunden haben.
Da, wo jetzt schmuck und frisch das Pfarrhaus steht, erbaute sich der Eremit eine Waldhütte, eine Klause. Daneben sprudelte eine klare Quelle aus dem Felsgestein und bot kräftigen Trunk für den einsamen Waldbewohner, der sich aus Wurzeln und Kräutern eine naturkräftige Nahrung bereitete.
Seine sonderbare Lebensweise, die bald in der näheren und weiteren Umgebung bekannt wurde, noch mehr aber die wunderbaren Heilungen, welche der Einsiedler durch dieses Quellwasser an Kranken und Leidenden verrichtete, zogen die Menschen heran und veranlaßten neue Ansiedler, sich hier niederzulassen.
Die Quelle wurde drei Meter tief mit Quadersteinen ausgelegt und wegen des Volkszulaufes mit einer Mauer und einem Gitter umgeben, damit keine Entweihung durch Frevler und Verunreinigungen durch Regenwasser stattfinden konnten. Bald erhob sich über dieser Quelle eine Kapelle, worin alsdann das Wort vom Kreuze gepredigt wurde.
Der Zudrang der Gläubigen wurde aber noch größer, als zwei arabische Ärzte, Cosmas und Damian, hierherkamen und noch merkwürdigere Heilungen mit dem Wasser vornahmen. Aus der Kapelle wurde dann durch einen Anbau eine stattliche Kirche, welche den beiden genannten Ärzten gewidmet wurde. Diese Schutzheiligen erlitten um das Jahr 288 den Märtyrertod. “
Aus: Karl Bader, Hessische Sagen. Darmstadt 1912, Sagen und Geschichten aus dem Odenwald zusammengetragen von Walter Albach