ein sicherer Ort für den geliebten Menschen

Text von Roland Kachler aus: Meine Trauer wird dich finden

—– Einleitung ——–

„In dieser Imaginationsübung tun wir eigentlich nur das, wobei wir uns immer wieder >>ertappen<<. Trauernde >>erträumen<< sich immer wieder Begegnungen mit ihren Verstorbenen und spüren dabei intensive Nähe. Im Trauerprozess ist unsere Seele ständig auf der Suche nach diesem Ort, an dem Begegnungen stattfinden können. Sehr häufig geschieht das auch unbewusst, oft auch nachts in unseren Träumen. Der Suchprozess ist also ein ganz natürlicher Vorgang, dem wir uns einfach überlassen können. Sehr häufig stellt sich das sichere Wissen um den Aufenthaltsort wie von selbst und >>automatisch<< ein. Die innere Weisheit unseres Unbewussten sucht und prüft die verschiedenen Möglichkeiten der Orte. Oft erprobt unsere Psyche verschiedene Orte, manchmal wechseln sie, oft sind es gleichzeitig mehrere. In den tieferen Schichten unserer Seele sind die Räume fließend und vieldimensional.

——-Übung ——-

Lasse dich ganz entspannt an diesem ruhigen und geschtützen Ort nieder.

Zunächst werden dir noch viele Gedanken und Einfälle in deinem Kopf herumschwirren. Wahrscheinlich wird dir dein geliebter verstorbener Mensch einfallen. Bilder und Erinnerungen werden aufsteigen, Trauer und Schmerz werden sich bemerkbar machen.

Lass das einfach alles geschehen. Manchmal kann die Trauer zu stark werden, dann steht jetzt vielleicht das Weinen im Vordergrund. Manchmal ist es dann für eine Imaginationsübung noch zu früh. Warte dann ab, bis du wieder einen Impuls dazu in dir verspürst.

Vielleicht aber möchtest du jetzt einsteigen in eine Vorstellungsübung, bei der du die ersten Schritte auf der Suche nach einem sicheren Ort für deinen geliebten Menschen tun kannst.

Ich möchte dich einladen, dir einen Ort vorzustellen, an dem du dich zunächst selber sicher fühlst, ein Ort, an dem du Ruhe und Frieden erleben kannst.

Lass diesen Ort als Bild vor deinem inneren Auge entstehen, so wie es deine Seele im Augenblick kann und mag. Es kann ein Bild sein, das sehr intensiv und nahe und groß ist, oder auch entfernter, vielleicht blasser oder klein. Es kann auch nur ein Gedanke sein. Vielleicht fällt dir ein Bild von einem großen Garten mit alten Bäumen ein. Vielleicht ist es eine Insel im Meer, vielleicht ist es eine Bergspitze oder ein großer Fels, vielleicht auch ein großer Baum, an dessen Stamm man sich lehnen kann. Es könnte ein helles und warmes Licht sein.

Vielleicht sind es ganz andere Bilder. Bilder, die für dich stimmen und in denen du dich ganz sicher und geborgen fühlst.

Wenn du möchtest kannst du nun den nächsten Schritt tun und an diesem sicheren Ort das Bild deines geliebten Menschen auftauchen lassen, dir vorstellen, dass er sich dort befindet, ruhig und sicher. Wenn du möchtest, kannst du ihn an deinem sicheren Ort begrüßen, ihn in die Arme nehmen, und ihr beide spürt nun, wie gut es tut an diesem sicheren Ort zu sein.

Irgendwann verabschiedest du dich von deinem geliebten Menschen und diesem Bild. Du tust das mit einem Schmerz, aber auch mit einem Gefühl des Getröstetseins, weil du sicher weißt: Ich kann meinen geliebten Menschen in diesem Bild immer wieder aufsuchen. Er ist und bleibt mir präsent, auch wenn ich nicht in unmittelbarem Kontakt zu ihm stehe.

——-Übung als Audio ——