Wir – das sind zunächst Julia und Ralf. Wir mussten unseren Sohn im Alter von drei Wochen ganz plötzlich und unerwartet aus diesem Leben verabschieden. Auf diesen Abschied folgte eine Zeit des “ver-rückt” Seins, unser Leben erschien uns selbst zu Ende, wir gingen durch die verschlungenen Pfade der Trauer mit all den unterschiedlichen Gefühlen, Momenten, Bestandsaufnahmen. Manchmal entfernten wir uns, manchmal waren wir ganz nah. So erging es uns auch in Bezug auf unseren gestorbenen Sohn. Mal waren wir alle zusammmen, mal jeder für sich. Im Rückblick ist es eine sehr besondere Zeit. Heute gehört unser gestorbener Sohn ganz selbstverständlich zu unserem Leben.

Wie kommt es zu unserem Vereinsnamen? Als wir uns durch den Prozess der Trauer bewegten, stießen wir an irgendeinem Punkt, an welchem wissen wir nicht mehr, auf die Arbeiten von Joseph Beuys. Seine warmen, lebendigen Materialien sprachen uns auf besondere Weise an. Sein erweiterter Kunstbegriff, der, verkürzt dargestellt, davon ausgeht, dass in jedem von uns ein Künstler beheimatet ist, der lediglich entdeckt und kultiviert werden müsse, traf uns bis ins Mark. Die Kunst als Entfaltungsmöglichkeit, die Kunst – der Ausdruck als Heilung. Laut Beuys ist das Kreativitätsprinzip identisch mit dem Auferstehungsprinzip – welch wunderbarer Gedanke- die alte Form ist erstarrt und muss in eine lebendige, durchpulste Gestalt, die Leben, Seele und Geist fördert, umgewandelt werden. Joseph Beuys wurde uns ein guter Begleiter in die Tiefen der Trauer und als wir auf folgendes Plakat, welches im Rahmen der documenta 1982 auf die Aktionskunst 7000 Eichen aufmerksam machte, war der Vereinsname geboren.

Warum gerade das? Es gibt Dinge, Menschen, Ereignisse, Bücher, Texte, Musik, Geräusche … , die es vermögen uns auch in der tiefsten Trauer zu erreichen und sei es nur für einen kurzen Moment. Diese Auszüge aus einer Wirklichkeit, die jenseits unserer Traurigkeit auch noch existiert, können uns helfen. Da diese Auszüge nicht zusammenhängen müssen, ist der Begriff, der Vergleich mit einem oder mehreren Steinen sehr gelungen. Denn aus mehreren Steinen kann jeder etwas für sich bauen, sie können aber auch einfach so existieren. Jeder kann und darf soviel nehmen, wie er jeweils kann und mag. Es darf daraus ein großes Ganzes entstehen oder eben auch nicht.